Hurtigruten

 

Im Jahr 1893 fand Kapitän Richard With eine sichere Schifffahrtsroute entlang der
norwegischen Küste, die ganzjährig befahren werden konnte. Er war der Erste, der es wagte. Seit nun mehr 130 Jahren wird diese Route nahezu täglich und ganzjährig betrieben. Regelmäßig startet ein Schiff in Bergen im Südwesten und ein Schiff in Kirkenes im Nordosten Norwegens an der russischen Grenze. Das bedeutet, dass jeder der über 30 Häfen, normalerweise täglich von einem nordgehenden und einem südgehenden Schiff angelaufen wird, täglich zur gleichen Zeit. Sie verkehren als so genannte Reichsstraße 1 auf den nie zufrierenden norwegischen Fjorden, Sunden und Meeresgebieten. Ermöglicht wird das Ganze durch die Restwärme des Golfstroms,die das Meer ganzjährig eisfrei hält. Auch dann, wenn in vergleichbaren geographischen Breiten schon längst Packeis vorhanden ist. Die Gebirgspässe der Europastraße 6 können aufgrund winterlicher Verhältnisse (z. B. Lawinen und Schneeverwehungen) schon einmal geschlossen werden. Die Reichsstraße 1 ist immer offen. Alle Schiffe sind gebaut für arktische Wetter-Extreme sogar mit einer Eisklasse. Dennoch haben die Kapitäne der Hurtigruten manchmal ein Einsehen mit den Mägen und dem Wohlbefinden der Gäste, so dass sie nicht in jeden Orkan fahren. Dennoch bestimmt die Natur den Takt, so werden schonmal bei Sturm Häfen ausgelassen, verbunden mit dem Ausfall von Ausflügen. Heutzutage werden die Hurtigrutenschiffe von vielen als Kreuzfahrtschiff gesehen, dass ist so nicht richtig. Auch 2023 erfüllen sie Funktionen als Postschiff (Transport von Personen & Gütern), sie sind Frachtschiff, Fähre, aber auch Kurioses wie Café und Schwimmbad für die Lokalbevölkerung Mittel- und Nordnorwegens. Teil der norwegischen Gesellschaft zu sein, mehr als 30 Häfen sowohl nord- als auch südgehend anzulaufen, Passagen manchmal schmaler als 50 Meter. Strecken, die an Flusskreuzfahrten erinnern und natürlich atemberaubende Natur mit schneebedeckten Bergen, Seeadlern, mit etwas Glück ein paar Walen und ebenfalls mit etwas Glück mit dem atemberaubenden Polarlicht, genau das ist Hurtigruten.  

 

 

M/S Kong Harald

 

Unser Schiff war die M/S Kong Harald, sie wurde im Jahr 1992 gebaut, im großen Stil 2016 renoviert. Zuletzt erhielt das Schiff einen Hybridantrieb als ökologischen Beitrag. Das Schiff ist offiziell für 590 Passagiere zugelassen. Das Schiff gilt mit 300 – 350 Passagieren als ausgebucht. Das Schiff verfügt über eine Sauna, ergänzt von zwei Whirlpools (Spa) außen auf Deck 6 und einem Fitnessraum. An Bord gibt es ein dreiköpfiges Expeditionsteam, das lokales Wissen vermittelt und Ausflüge organisiert.

 

 

Tag 01 – 17.11.2023 Anreise nach Bergen

 

Mit Lufthansa geht es von Dresden, Leipzig, Berlin, Hannover, Düsseldorf, und Zürich via Frankfurt nach Bergen. Einige Gäste beginnen Ihre Reise in Frankfurt. Nach Ankunft am Hurtigruten Terminal wird das Gepäck von der Hurtigruten Crew übernommen und später direkt auf die Kabinen gebracht. Unsere Stadtführerin Angela zeigt uns ihre Stadt bei herrlichem Wetter. Wir beginnen nach einer kleinen Pause am Fischmarkt, erkunden die Holzhausviertel das UNESCO Weltkulturerbe Bryggen, das letzte noch existierende Hanse-Kontor. Bergen war nie eine Hansestadt. Andere Hanse-Kontore existierten in London, Brügge, Nowgorod und Gotland.
Die Pest hatte weite Teile des für Norwegen so wichtigen Stockfisch-Handels zum Erliegen gebracht. In Ermangelung noch lebender Kaufleute bot die Hanse an den Handel (Transport der Waren) zu organisieren – im Gegenzug erhielt die Hanse vom König das Handelsmonopol auf Stockfisch. Eine wichtige Lebensgrundlage für den Handelsposten Bergen war geboren.
Im 20. und 21. Jh. erlebte Bergen einen Strukturwandel, der Kunst wurde noch mehr Raum
zur Entfaltung gegeben. Berühmt ist Bergen für seine große „Streetart-Szene“. Künstler können sich mit überzeugenden Konzepten bewerben und bekommen dann ggf. große Häuserflächen dargeboten. Bergen ist auch bekannt für sein Lepra-Krankenhaus. Es war der Bergenser Arzt Hansen, der 1873 den Lepra-Erreger entdeckte.
Über den Festplatz am großen Weiher gelangen wir wieder zurück ins Zentrum.
Am späten Nachmittag geht es zu Fuß zurück zum Hurtigruten Anleger.

 

Nach dem Check-In werden wir in der Lounge begrüßt, bevor wir im nächsten Raum unsere obligatorische Sicherheitseisweisung erhalten, die für alle Gäste verpflichtend ist.
Es folgt das Boarding mit dem klassischen Abscannen der Bordkarte, das mit der typischen Begrüßung „Welcome!“ (Willkommen!) quittiert wird.
Nach dem Bezug der Kabinen und dem Abendessen legen wir um 20.30 Uhr in Bergen ab und beginnen unsere fast 5.000 km lange Seereise.

 

 

Tag 02 – 18.11.2023 Ålesund

 

In der Nacht passieren wir eine Reihe von kleinen Ortschaften wie Florø und Måløy. Am Morgen kreuzen wir das Stadshavet, das Westkap Norwegens, hier treffen häufig sich kreuzende Winde aufeinander, was oft zu nettem Seegang führt. Heute Morgen ist es vergleichsweise ruhig.
Über Torvik erreichen wir die Jugendstilstadt Ålesund (lies: O-le-sün). Der ganze Tag steht uns z. B für Ausflüge oder Spaziergänge zur freien Verfügung. Einige Gäste unternehmen einen fakultativen Hurtigruten Ausflug mit dem Schiff in Richtung Hjørundfjord, einem kleinen Bruder des berühmten Geirangerfjordes. Weniger bekannt, aber mindestens genauso schön und wesentlich unberührter und ursprünglicher.
Eine anderer Ausflug führt in die Gemeinde Giske, ein kleines Eiland. Um dorthin zu gelangen, muss man mehrere Unterwassertunnel und Brücken nutzen, um von Insel zu Insel zu hüpfen. Die Provinz Sunnmøre ist Wikinger-Land. Von der kleinen Insel stammt der Wikinger Rolf,
latinisiert „Rollon“, ohne ihn hätte die europäische Geschichte mit Sicherheit einen anderen Verlauf genommen. Nachdem er seinen Bruder erschlagen hatte, wurde er von der Wikinger-Gemeinschaft mit seinen Mannen ausgestoßen. Er plünderte und brandschatzte heimatlos an den Küsten der Nordsee, bis er nach Frankreich kam.
Ich selbst darf heute den Ausflug in das Akvarium der Stadt begleiten. Der größte Meerwassertank Europas ist dort zu finden, eingebettet in einer grandiosen Landschaftskulisse am Fjord und in der Inselwelt. Spektakulär zu bestaunen, gibt es alles, was viel oft nur vom Restaurant-Teller kennen:
Kabeljau, Köhler (Seelachs), Heilbutt, Pollak, Hering, Königskrabben usw.
Anschließend geht es noch rauf zum Hausberg Aksla mit seinem Panoramablick, den man, wenn möglich nicht verpassen sollte.
Nach der Rückkehr aller Ausflügler entdecken wir am Nachmittag in einem gemeinsamen Spaziergang die Jugendstil-Stadt Ålesund. Die Stadt brannte im Jahr 1904 in weiten Teilen nieder. Kein geringerer als Kaiser Wilhelm II. organisierte schnell und unbürokratisch Spenden und Hilfen für die Stadtbewohner, unvergessen bis heute. Kaiser Wilhelm II. ist aus dieser Stadt nicht wegzudenken, man kann ihm überall auf Schritt und Tritt begegnen, selbst im Supermarkt auf der Hauptstraße. Am Abend legen wir in Molde an. Die Stadt der Rosen und des Jazz. Später in der Nacht geht es über die offene Seestrecke Hustadvika nach Kristiansund.

 

 

Tag 03 – 19.11.2023 Trondheim

 

Am frühen Morgen erreichen wir die drittgrößte Stadt Norwegens – Trondheim. Auch diese Stadt zählt zu den Juwelen an der norwegischen Küste. Gleichzeitig ist sie eine der ältesten Städte Norwegens, gegründet im Jahr 997 vom Wikinger-König Olav Tryggvason.
Ein wunderschöner frostiger, aber sonniger Morgen erwartet uns für einen Stadtrundgang. Ganz passend beginnt unser Rundgang im Stadtviertel Solsiden, der Sonnenseite. Ein ehemaliges Werftenviertel, dessen Struktur sichtbar erhalten im Rahmen des Strukturwandels zu einem beliebten Wohn- und Erholungsviertel umgewandelt wurde. Nahtlos geht Solsiden das Viertel Bakklandet über. In den 1970er Jahre sollten die heruntergekommenen Arbeiter-Holzhäuser abgerissen werden, um Platz für eine moderne Stadtautobahn zu schaffen. Studenten verhinderten durch Hausbesetzung den Abriss. Mit wenig Budget aber viel Liebe wurden die Häuser Stück für Stück in Stand gesetzt. Aus Studenten wurden Akademiker. Heute zählt Bakklandet zu den schönsten und beliebtesten Wohnvierteln der Stadt und man ist auch bei der Stadt mächtig stolz auf dieses Viertel. Trondheim ist eine der bedeutendsten und ältesten Städte Norwegens, gleichzeitig jung und modern. Die große Universität lockt viele kluge und junge Köpfe nach Trondheim. Viele Bleiben gern. So präsentiert sich die Stadt gern grün, innovativ und hochmodern. Man findet den einzigartigen Fahrradlift in Bakklandet, genauso wie autonome Schiffsdrohnen im Hafen oder per Stromabnehmer aufladbare Linienbusse.
Bakklandet liegt jenseits des Flusses Nid (Nidelven). Namensgeber für den alten Namen der Stadt – Nidaros – „Stadt an der Mündung des Flusses Nid“. Man findet den Namen noch im berühmten Nidarosdom. Von Bakklandet und dem Sykkelheis (Fahrrad-Lift) geht es über die Gamle Bybron („Die alte Stadtbrücke“) in die eigentliche Altstadt. Von der Brücke hat mit den berühmten Postkartenblick über den gezeitenabhängigen Fluss Nid mit seinen bunten hölzernen Speicherhäusern.
Bekannt ist die Stadt für ihre gotische Kathedrale, dem Nidaros-Dom. Die nördlichste gotische Kathedrale der Welt. Auch heute sticht sie mit ihrer Größe noch aus den umliegenden Holzhäusermeer heraus. Die Kathedrale und die benachbarte Bischofs-Residenz zählen zum UNESCO Weltkulturerbe. Sie wurde errichtet um die Gebeine des Heiligen Olav (König Olav II.) aufzunehmen, der in der Schlacht von Stiklestad gefallen war. Nach dem „Rosenwunder“, dass zu seiner Heiligsprechung führte. Seine anschließenden Überführung in den Dom machten Nidaros zum wichtigsten Pilgerziel Skandinaviens. Strategisch optimal platziert laufen alle wichtigen Reiserouten zu Land und zu Wasser auch heute noch über Trondheim. Damals waren es die Pilgerwege – die Olavswege, die Gläubige über hunderte Kilometer über teils schwierigstes Gelände zum Dom führten. Diese Wege sind heute noch mit der Olavsrose markiert und begehbar. Pilger des 21. Jh. werden in der Pilgerherberge hinter dem Dom herzlich willkommen geheißen.
In den 1970er Jahren erhielt eine der Spitzen des Doms den Erzengel Michael als Turmspitze. Da der damalige Dombaumeister entschiedener Vietnam-Kriegs-Gegner und faszinierter Anhänger Bob Dylanswar, erhielt der Erzengel Michael das Antlitz Bob Dylans.
Der Nidarosdom befindet sich in einer Sichtachse mit der Munkegate (Mönchsstraße) und Munkholmen der Mönchsinsel draußen im Fjord. Unser Stadtspaziergang führt weiter zum Torget.
Heute erblicken wir als erstes ein Riesenrad, das Highlight des Platzes ist jedoch die mächtige Säule an dessen Spitze der Wikinger König Olav Tryggvason steht, der wie immer einen Schädel zwischen seinen Füßen platziert hat, als Bezwinger des Heidentums. Geehrt wird hier als Stadtgründer im Jahr 997. Unweit entfernt liegt Stiftsgården, der größte königliche Holzpalast der Welt. Sie dient der norwegischen Königsfamilie als Residenz, wenn sie sich Trondheim aufhalten.
Über den modernen Hauptbahnhof gelangen wir pünktlich zurück zum Schiff. Pünktlich zum Mittagessen verlassen wir Trondheim nach Norden. Wir passieren Munkholmen, die Mönchsinsel und durchqueren den Trondheimfjord, immerhin der drittlängste Fjord Norwegens.
Weitere Tageshöhepunkte sind der achteckige Leuchtturm Kjeungskjaer fyr (lies: Che-ungs-schäerfüürr) und die offene Seestrecke „Folda“. Am Abend erreichen wir nach gut 10-stündiger Fahrt ohne Zwischenstopp Rørvik, Hauptort des Vikna-Archipels. Leichtes Polarlicht! In der Nacht passierenwir Brønnøysund, Sandnessjøen und Nesna.

Tag 04 – 20.11.2023 Polarkreis – Nordland – Lofoten

 

Am frühen Morgen im Dämmerlicht der blauen Stunde überqueren wir den Nördlichen Polarkreis.
Die genaue Uhrzeit muss im Rahmen eines Quizz erraten werden. Gewinner erhalten eine arktische Belohnung.Der Sieg geht in unsere Gruppe! Herzlichen Glückwunsch!
Nach Definition ist der Polarkreis, der Beginn der Arktis. „Der südlichste Punkt an dem auf der
Nordhalbkugel zweimal im Jahr die Sonnenscheibe den Horizont nicht berührt. Im Sommer nicht untergeht (Mittsommer, Sommerbeginn) und im Winter nicht aufgeht (Mittwinter, Winterbeginn).“
Es folgt eine fantastische Fahrt entlang des nördlichen Teils der Helgelandskysten, der Märchenküste in der Provinz Nordland.
Am Mittag erreichen wir Bodø (lies: Bu-dö), der kommen Europäischen Kulturhauptstadt Europas des Jahres 2024.
Nach dem Ablegen von Bodø passieren wir Landegoda fyr, ein schöner Leuchtturm, schön
klassisch. Hier markiert er die Ausfahrt auf die offene Seestrecke des Vestfjordes.
Am Abend erreichen wir Stamsund, unseren ersten Hafen auf den Lofoten. Später am Abend folgt Svolvaer, der Hauptort der Lofoten.
Anschließend durchqueren den Raftsund, eine 28-km-lange, schmale Wasserstraße. Sie trennt die Inselgruppe der Lofoten von den Vesterålen (lies:Vester-o-len).
Im Raftsund liegt einer der bekanntesten Abschnitte der gesamten Hurtigrutenstrecke. Von hier zweigt der gerade einmal hundert Meter breite und nur 1,2 km lange Trollfjord ab. Bei absoluter Windstille, vergleichsweise wenig Schnee und Eis ist es uns erlaubt mit unserem neuen Hybridantrieb nahezu lautlos in den mächtigen Trollfjord ineinzugleiten. In dieser Jahreszeit ist der Fjord normalerweise wegen Lawinengefahr oder Eisschlaggefahr längst gesperrt. Aufgrund optimaler Bedingungen dürfen wir einfahren. Die unmittelbaren Felswände sind über 300 Meter hoch. Die umliegenden Berge sind über 1.000 Meter hoch. Kurz vor Mitternacht biegt die M/S Kong Harald (!) in den Trollfjord ein. Starke Schiffsscheinwerfer beleuchten die Felswände und tauchen die ganze Szenerie in ein mystisches Licht.

 

 

Tag 05 – 21.11.2023 Tromsø

 

Am Morgen erreichen wir Harstad, Hauptort des Vesterålen Archipels. Über Finnsnes (Zugang zur Insel Senja) geht es nach Tromsø, der Hauptstadt Nordnorwegens.Die letzten Sonnenstrahlen des Jahres tauchen die schneebedeckte Bergwelt in ein magisches, arktisches Licht. Die Bergspitzen leuchten märchenhaft in goldenen Farben, bevor die Sonne feuerrot ein letztes Mal hinter den Bergen verschwindet. Mit 78.000 Einwohnern ist Tromsø auffallend groß. Hier gibt es eine große Universität, die viele Wissenschaftler und Studenten anlockt, folglich eine junge und dynamische Stadt. Spricht man über Polarforschung oder Arktis, dann kommt man an Tromsø kaum vorbei. Nahezu alle großen Polarforschungs-Reisen in die Arktis begannen und/oder endeten in Tromsø. Da wundert es kaum, dass das Who-is-Who der Polarforschung regelmäßig hier war, Fridtjof Nansen, Roald Amundsen, aber auch Alfred Wegener und viele andere.
Auch unser modernes Polarforschungsschiff Polarstern des Deutschen Alfred-Wegener-Instituts macht hier regelmäßig Station. Wir tauchen ein ins unterirdische Tunnellabyrinth mit seinen drei Kreisverkehren im Tunnel und besuchen die Eismeerkathedrale. Als wird die Kirche verlassen tanzt erstes Polarlicht über unseren Köpfen.
Im Polarmuseum bestaunen wir die Originale der Nansen- und Amundsen-Expeditionen.
Am Abend gibt es intensives Polarlicht!!! In zwei starken Wellen verwöhnt uns der Himmel mit einem Feuerwerk an Licht und Farbe. In der ersten Welle gab es intensive grüne Figuren, sehr spektakulär. Die zweite Welle erfolgte dann nach Skjervøy, jetzt explodierte der Himmel in seltenen roten Farben, dazu fast Vollmond. Am Ende gab es noch den großen erhofften Knall eine Corona – kein Virus – ein besonders hochdynamisches Farbspektakel, dass man eigentlich Farbexplosion nennen müsste. Der berühmte Satz, bezogen auf das Polarlicht „Skjervøy geht immer“, hat sich wieder einmal eindrucksvoll bewahrheitet.
Leider befanden wir uns nach Mitternacht schon auf der ziemlichen bewegten offenen Seestrecke Loppa, die kaum mehr scharfe Bilder ermöglichte. Diese Beschreibung ist allerdings eine starke
Untertreibung für das, was sich nun aufbaute. In der Nacht begann der Orkan, der fast 24h anhalten sollte.

 

 

Tag 06 – 22.11.2023 Nordkapp und Barentssee im Orkan

 

Orkan, Windstärke 12, 12 bft – 170 km/h auf dem Schiff gemessene Windspitzen, in Norwegen gibt man dies mit 47 m/s an entspricht einem Hurrikan der Kategorie 2. Und wir mittendrin.
In Hammerfest wurde in der Nacht noch versucht anzulegen, was aus Sicherheitsgründen nach mehreren Versuchen abgebrochen wurde. Die Häfen Havøysund, Honningsvåg, Kjøllefjord, Mehamn und Berlevåg mussten ebenso ausgelassen werden. Erst gegen 18.30 Uhr liefen wir den sturmgeschützten Hafen Berlevåg an. Dort blieben wir 6h bis nach Mitternacht liegen, bevor wir weiterfuhren.
Durch das Auslassen von Honningsvåg auf der Insel Margerøya musste unser Nordkapp-Ausflug sturmbedingt leider ausfallen. Ganz fahrplanmäßig ging es auch nach Båtsfjord nicht weiter. Während trotz des starken Sturmes die Wellen relativ überschaubar blieben, bauten sie sich nun erneut zu 8-9 Meter hohen Brechern auf. Da der Orkan von der Landseite kam konnten sich aufgrund der kurzen Distanz über dem Wasser keine übermäßig hohen Wellen aufbauen. Nur auf dem Porsangerfjord gab es ebenso 8-9 Meter Seegang (ursprünglich waren 12 Meter vorhergesagt). Die Häfen Vardø und Vadsø wurden erneut gecancelt.

 

 

Tag 07 – 23.11.2023 Kirkenes (geographischerWendepunkt)

 

Am Vormittag erreichen wir Kirkenes. Der Sturm und der Seegang hatten sich verzogen. Herrlich frostiges Winterwetter erwartete uns am geographischen Beginn der sibirischen Taiga. Kirkenes bildet den geographischen Wendepunkt dieser Reise. Nach Vardø ist Kirkenes die zweit-östlichste Stadt Norwegens. Vardø, das wir am späten Nachmittag anlaufen, liegt auf einer vorgelagerten Insel an der Küste, erster Hafen „südgehend“ obwohl nördlich von Kirkenes liegend.
Die russische Grenze ist zum Greifen nah. Hier verlief im Kalten Krieg, eine der wenigen Grenzen, an dem NATO-Gebiet direkt an Russland grenzte. Der Pasvikfluss bildet die Grenze nach Russland, etwas südlich liegt das etwa 100-km-lange Pasviktal. Es liegt wie ein Keil, zwischen dem westlich liegenden Finnland, der Inarisee ist nicht weit, und dem östlich liegenden Russland. Am Ende des Tals liegt das Dreiländereck, dieser Länder. Einer der wenigen Punkt der Welt, an dem drei Zeitzonen aufeinanderstoßen. Kirkenes liegt weit östlich, auf dem 30. Längengrad, dem gleichen Längengrad wie St. Petersburg, Kiew, Odessa und Kairo, allerdings in der gleichen Zeitzone wie Berlin und Oslo. Das führt dazu, dass es im Herbst viel früher Dunkel wird als weiter westlich auf der gleichen geographischen Breite z. B. in Tromsø. Ende November ist es um 12.30 Uhr bereits stockdunkel.
Während es an der norwegischen Küste, gemessen an der nördlichen Breite den ganzen Winter recht mild bleibt, Temperaturen sinken kaum unter den Gefrierpunkt, an wenigen Tagen im Jahr auch einmal -10 Grad Celsius, so haben wir in Kirkenes kontinentales Klima. Im Sommer klettert das Thermometer durchaus auf über +30 Grad Celsius, im Winter fällt es regelmäßig auch einmal auf -45 Grad Celsius. Kirkenes liegt nahezu auf der gleichen geographischen Breite wie Tromsø, damit deutlich südlicher als das Nordkapp, ebenso liegt die Stadt im Polarlichtgürtel. Damit ein perfekter Ort für jegliche arktische Winteraktivität wie Schneemobil, Eisangeln, Hundeschlitten, King-Crab-Safari, Eishotel und Polarlichtbeobachtung.
Unser Schiff wendet sich zunächst nach Norden und Osten, zum nordöstlichsten Punkt der Strecke, bevor es von Vardø Richtung Westen und Süden weitergeht. Ein Maß für die Strecken und Größen im Norden: Das Schiff benötigt 36 Stunden, um wieder auf der gleichen geographischen Breite zu sein (Tromsø). Die ehemalige Finnmark, flächenmäßig so groß wie die Schweiz, aber nur mit 60.000 Einwohnern besiedelt. Heute ist die Finnmark vereinigt mit Troms, der ehemaligen Nachbarprovinz (Fylke). Die Provinz Troms og Finnmark hat eine Fläche in der Größe von Schottland oder der Republik Irland hat aber insgesamt nur ca. 242.000 Einwohner etwas mehr als insgesamt z. B. in der Stadt Chemnitz, Halle oder Magdeburg leben. Bewegte See auf der Barentssee.

 

 

Tag 08 – 24.11.2023 Hammerfest

 

Am Vormittag erreichen wir Hammerfest, die nördlichste Stadt der Welt. Die erste Stadt der Welt mit einer elektrischen Straßenbeleuchtung. Drehort eines deutschen Krimis „Mord in Hammerfest“ und Endpunkt des Struve-Meridian-Bogens, ein gewaltiges Messprojekt zur Erdvermessung, durchgeführt im 19. Jh. Diese Vermessung gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. In Hammerfest steht der letzte Messpunkt. Der erste steht am Schwarzen Meer. Man spürt die „Mørketid“ – „die Dunkelzeit“, die Polarnacht ist wieder da. Selbst in der Mittagszeit schafft die Sonne es nicht mehr über den Horizont. Ein atemberaubendes arktisches Licht. Hammerfest trägt den Eisbären im Wappen, überall trifft man auf diese arktischen Gesellen. Über Øksfjord und Skjervøy erreichen wir gegen Mitternacht Tromsø.
Es gibt noch einmal Polarlicht. Am Abend gibt es wieder ein Mitternachtskonzert, neuerdings im Dom, der bequem zu Fuß erreicht werden kann. Gäste, die das Konzert besucht haben, waren begeistert.

 

 

 

Tag 09 – 25.11.2023 Vesterålen & Lofoten

 

Am Vormittag durchqueren wir erneut den Archipel der Vesterålen. Zunächst geht es nach Harstad – Hauptort der Vesterålen auf der Insel Hinnøya gelegen. Diese Insel wird insgesamt 10 Stunden lang umrundet, das unterstreicht noch einmal die gewaltigen Dimensionen der Insel mit ihren über 1.200 Meter hohen Bergspitzen. In der Risøyrenna (der Risøy-Rinne) als Teil des Risøysund durchfahren wir die flachste Stelle der Hurtigrutenstrecke mit stellenweise weniger als 6 Meter Wassertiefe. Viele Straßenbrücken verbinden die Inselwelt der Lofoten und Vesterålen miteinander. An diesem Tag durchqueren wir fünf Brücken, schon in der Nacht die Finnsnes Brücke zur Insel Senja, später in Risøy, in Sortland, zuletzt noch in Stokmarknes und die Raftsundbrücke.
Von Harstad nach Sortland nehmen viele Gäste am Überland-Ausflug „Vesterålen“ teil.
In Stokmarknes kann man das Hurtigrutenmuseum besuchen jetzt im neuen Glaspalast, ein imposantes Gebäude aus Glas und Stahl, dass die alte M/S Finnmarken in ihrer ganzen Pracht präsentiert.
Heute ist Vollmond. Erneut perfekte Bedingungen für eine erneute Einfahrt in den Trollfjord. Neben dem Vollmond wird die Szenerie mit einem mystischen Polarlicht verzaubert. Spezielle Besonderheit heute „pinkes Polarlicht“. In Svolvaer gibt es individuelle Freizeit, in der man beispielsweise das sehr sehenswerte und beeindruckende Kriegsmuseum besuchen kann. Ein privates Museum, dass in dieser Form in Deutschland undenkbar wäre. Für Geschichtsinteressierte unbedingt sehenswert! In der Nacht passieren wir Stamsund. Erneut erleben wir eine lange intensive Polarlicht-Nacht auf dem Vestfjord mit der atemberaubenden Kulisse der Lofoten.

 

 

Tag 10 – 26.11.2023 Helgelandskysten

 

Wir überqueren den Polarkreis nach Süden und verlassen die Arktis. Es folgt der südliche Teil der Helgelandskysten, der Märchenküste Norwegens, eine der schönsten und ursprünglichsten Abschnitte an der norwegischen Küste! Wir passieren die Helgelands-Brücke, eine der größten Schrägseilbrücken Europas. Südlich von Sandnessjøen liegt die berühmte Bergkette der Sieben Schwestern. Am Nachmittag erreichen Brønnøysund, am Mittelpunkt der norwegischen Küste zwischen Nordkapp und Kap Lindesnes im Süden gelegen.
Das Schiff passiert den Torghatten, den berühmten Berg mit dem riesigen Loch, leider ist es schon zu dunkel, um das Loch noch identifizieren zu können. Die Arktis verabschiedet sich.
Am Abend erreichen wir Rørvik. Später geht es über die offene Seestrecke Folda in Richtung Trondheim.

 

 

Tag 11 – 27.11.2023 Trondheim - Kristiansund – Molde

 

Wir erreichen Trondheim am frühen Morgen. Für Frühaufsteher lohnt ein Morgenspaziergang in der gerade erwachenden Stadt. Noch am Morgen verlassen wir Trondheim. Nach weiteren 7-Stunden-Fahrt erreichen wir Kristiansund, die Klippfischhauptstadt. Klippfisch, der entgegen dem Stockfisch, gesalzen und in nur wenigen Tagen auf dem Felsen (klipp) getrocknet wurde. Der Stockfisch ist immer ungesalzen und trocknet monatelang an der Luft auf einem Trockengestell. Beim Stockfisch handelt es sich um den ganzen Fisch, bei dem der Kopf entfernt wurde. Der Klippfisch ist aufgeklappt. Bewegt man sich in Portugal und Südeuropa bekommt man oft Bacalao (und ähnliche Schreibweisen) angeboten. Fragt man dort heißt es stets Stockfisch. Aufgrund einer fehlerhaften Übersetzung wird südeuropäischer Bacalao stets mit Stockfisch übersetzt, ein ganz anderes Produkt. Beides ist optisch gut zu unterscheiden. Bacalao und als Zutat der Fisch sind eindeutig Klippfisch aus der Region Kristiansund.
Kuriosum hier: Die Schiffe brauchten von Süden kommend Ballast, um nach Norden zu fahren. Man entschied sich ein wirklich rares Gut mitzubringen: Erde für den alten Friedhof von Kristiansund. So liegen auch heute noch die Toten von Kristiansund in Erde aus Südeuropa.

Tag 12 – 28.11.2023 Ankunft in Bergen

 

Pünktlich erreichen wir heute die wunderschöne Stadt Bergen – nach gut 5.000 See-Kilometern sind wir nach etwa 12 Tagen zurück in der zweitgrößten Stadt Norwegens.
Abschied und Ausschiffung von unserem Schiff M/S Kong Harald und Ihrer hervorragenden Crew.
Ein Transfer bringt uns zu unserem nahegelegenen Hotel mitten im Stadtzentrum.
Wir schließen die Reise mit einem Spaziergang durch Bergen ab.
Krönender Abschluss ist die Auffahrt mit der Fløyenbane auf den Hausberg Fløyen.

 

 

Tag 13 – 29.11.2023 Rückflug nach Deutschland

 

Ein Bustransfer bringt uns zum Flughafen Bergen. Mit Lufthansa geht es über Frankfurt zu unseren
Heimatzielen. Wir fliegen über tiefverschneite Landschaften sowohl in Norwegen, als auch in
Deutschland z. B. Sylt und die Halligen.

 

 

Schlusswort
Dreizehn Tage der „Schönsten Seereise der Welt“ sind vorüber, alle Gäste haben sich als sturm- und arktistauglich erwiesen. Die nächsten Seereisen können kommen, warum nicht erneut in die wundervolle Polarregion?

In diesem Sinne:
Vielen Dank an Sie liebe Gäste, dass Sie sich für eine Reise von Eberhardt Travel entschieden haben. Ich hoffe, dass wir Ihnen ein paar schöne Tage auf der M/S Kong Harald der Hurtigruten/Kystruten bereiten konnten.

Es würde mich und uns sehr erfreuen, Sie recht bald wieder im Namen von Eberhardt Travel auf einer der nächsten Reisen recht herzlich begrüßen zu dürfen. In diesem Sinne, bleibt gesund und reisefreudig.
Auf ein Wiedersehen! Bis bald!
Euer
Martin Büchner
Reiseleiter
und das gesamte Team von Eberhardt Travel.